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Zur Diskussion um den selbstbestimmten Tod 


Das macht mich einfach nur wütend und dem ein oder anderen dem ich in den letzten Tagen zugehört habe, hätte ich am liebsten vor die Füsse gekotzt. Sorry für die Ausdrucksweise! Es ist zwar hoffentlich noch weit weg, aber irgendwann könnte es mich auch betreffen. Und ich will nicht, dass irgendjemand mir vorschreiben kann wie ich abzutreten gedenke. Da wird zum einen gefordert, dass ich halt bis zum bitteren Ende durchzuhalten habe, schliesslich sei die Palliativmedizin mittlerweile soweit, dass sie mir ein "angenehmes" Sterben möglich mache. Zum anderen sollen Ärzte vom Selbstverständnis her lediglich dazu da sein Leben zu erhalten. Grundsätzlich ist das wohl richtig, aber gehört zum Leben erhalten auch einen Sterbevorgang möglichst lange geschehen zu lassen? Und was ist in dieser Phase unter "Leben" noch zu verstehen? 

Ich kenne noch Menschen deren Angehörige unter furchtbarsten Schmerzen gestorben sind, weil Medizinern das Betäubungsmittelgesetz im Wege stand und sie sich strafbar gemacht hätten, hätten sie diesen Menschen mit allen zur Verfügung stehenden Substanzen das Sterben erleichtert. Gemacht wurde es trotzdem. Es dauerte "Ewigkeiten" bis der "Tunnelblick" sich langsam erweiterte, dabei sollte es eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, dass alles "zugelassen" und "zulässig" sein sollte, was einem kranken Menschen hilft, seine Leiden optimal mindert.

Wer braucht ideologisch eingefärbte Standpunkte, die sich an der voreingestellten Ideologie und nicht am Einzelschicksal und der Selbstbestimmung der Menschen orientieren, wirklich? Wer will das hören? Die Anhänger dieser Idiologie, deren Anführer mit flammendem Schwert voranschreiten, einmal ausgenommen. Ansonsten haben alle sonstigen in diese Diskussion eingebrachten Argumente eines gemeinsam: Kein Argument ist wirklich falsch, keines aber auch zwingend richtig. Womit wir wieder beim allgegenwärtigen Tunnelblick der jeweilig Beteiligten wären. Und womit wir wieder bei meiner Eingangsfrage wären: Warum überlässt man die Entscheidung wie ein Leben zu enden hat nicht denen deren Leben zuende geht? Oder denen, die ihrem Leben ein Ende machen wollen? Warum wird es Medizinern nicht freigestellt, ob sie aktiv oder passiv auf nachvollziehbares Bitten im Einzelfall tätig werden wollen? Was spricht gegen eine Sterbehilfe wie in der Schweiz? Dass sie nicht kostenlos ist? Den Betroffenen dürfte dieses möglicherweise scheissegal sein. Soll ein z. B. vom Hals an abwärts gelähmter Mensche um jeden Preis leben müssen, auch wenn es für ihn unerträglich ist hilflos und auf Dritte angewiesen zu sein? Und wieso erdreisten sich "Gesunde" für einen solchen Menschen, der nicht für den Rest seines Lebens gefüttert werden will, nicht will, dass andere ihm täglich den Arsch abwischen, nicht will, dass Dritte ihn mit dem Rollstuhl durch die Gegend schieben, zu entscheiden?

Sollte ein Mensch nicht wenigstens einmal im Leben, frei von jeglichen Regularien, Einschränkungen und Barrieren, für sich selbst entscheiden können? 

Missbrauch durch Manipulation Dritter ist natürlich ein Argument, es ist aber kein Argument dafür zu sagen: "Wenn nichts gestattet ist, kann auch kein Missbrauch stattfinden". Auch wenn am Ende kein "freiwilliger Abgang" steht, kann der, in den letzten Tagen viel zitierten "Oma", von den lieben Verwandten der Herbst ihres Lebens zur Hölle gemacht werden. Diesem und anderen Missbräuchen gilt es vorzubeugen, der Rest pendelt sich dann möglicherweise von selbst ein. 

Ich jedenfalls möchte für mich selbst entscheiden können, was für mich lebenswerte "Lebensqualität" bedeutet und wünsche mir von meinem Gesetzgeber, dass er mir dazu die Möglichkeit lässt.

CLW

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